Equidistanze

Rumänien 2001

Die Pferde mit den roten Quasten

Antonietta und Dario mit den Pferden Terek und Diamantea

Strecke : ca. 2000 km

 Rote Wollquasten zieren alle Pferde

Der Plan

Im Jahre 2001 unternehmen wir eine Reise nach Rumänien, ein interessantes Ziel unter vielen Gesichtspunkten: die Landwirtschaft spielt dort noch eine große Rolle, und es ist leicht, eine passende Unterkunft für unsere Pferde zu finden; es ist ein ziemlich unbekanntes Landes, vom Massentourismus kaum berührt; man spricht dort eine romanische Sprache, die leicht zu lernen und zu verstehen ist.

Wir haben zwei Monate Zeit zur Verfügung: wie immer reiten wir von Zuhause ab, reiten jeden Tag ungefähr 40 km und können die rumänische Grenze in 25 Tage erreichen, durch Slowenien und Ungarn. Dann bleibt uns ein guter Monat, um die Regionen von Maramures und Bukowina - die als die schönsten und unberührtesten gelten - zu erkunden.

 Abendzauber am Prislop-Pass

1.Slowenien:eine Reise unter Freunden

vom 2. bis 12. Juli

Route: Nova Gorica - Ljubljiana - Celje - Ptuj - Lendava

Abritt von zu Hause (Premariacco) nach Görz: Sonntag den 1. Juli 2001

Von Görz steigen wir zuerst auf den schönen Tarnowski Gozd (Wald) entlang den sogenannten "napoleonischen Weg" und "tauchen" in den wunderschönen Wald bis Zadlog, wahre Oase von ländlichem Leben unweit von Idrija. Wir reiten über viele Hügeln bis Polhov Gradec und dann Ljubljana. Wir reiten immer auf schönen Forststraßen und Wanderwegen mitten im Wald. Nach der Hauptstadt ist unser Ziel zuerst das Tuhinj- und dann das Savinia-Tal. Wir bleiben auf dem Damm dieses Flusses und erreichen zuerst die Stadt Celje, die alte Celeia, dann immer ostwärts reitend auf Nebenstraßen die Stadt Ptuj, an der Drau. Von Ptuj ist die slowenische-ungarische Grenze nur noch ein Tag Ritt entfernt. Am 12. Juli sind wir in Lendava/Lenti.

Durch ganz Slowenien (ca. 400 km) haben wir immer bei den selben Leuten übernachtet, wo wir schon 1997 gewesen waren, während unserer Reise nach Russland. Ehrlich gesagt hatten wir schon ein bisschen Angst zu erfahren, dass es diesen lieben Personen nicht gut ging, dass die schönen Erinnerungen kaputt gingen.

Zufällige Bekanntschaften, die in wenigen Stunden zu Freundschaften geworden waren: wir hatten Angst, bei dem Wiederkommen diese Idylle zu zerstören. Gott sei Dank waren alle Freunde nicht nur gesund, sondern es ging allen sogar noch besser als vor 5 Jahren. Aber die verbesserten Lebensbedingungen haben in keinem Fall die sprichwörtliche slowenische Gastfreundschaft angegriffen, und der einzige Nachteil unserer Besuche war…für unsere Linie! Praktisch haben wir 10 Tage lang nur gefeiert! Wir danken Euch, slowenischen Freunden, für den warmen Empfang. Wir wissen nicht, wann und wie uns es möglich sein wird, das gleiche zu machen!

2.Ungarn, Weingärten und Fähren

vom 13. bis zum 26. Juli .

Grenzüberschreitung in Redics. Da wir 1997 während unserer ersten Reise viele Schwierigkeiten mit der ungarischen Sprache gehabt hatten, haben wir uns diesmal gut vorbereitet, indem wir sechs Monate lang Ungarisch gelernt haben! Ungarisch ist ganz bestimmt die schwierigste europäische Sprache für uns Italiener, und zeigt auch keine Ähnlichkeit mit den germanischen und mit den slawischen Sprachen. Ein faszinierendes Rätsel, also, das wir nur ein wenig gelöst haben. Aber diese Grundbegriffe haben sich für die Kommunikation sehr wichtig erwiesen.

Im Vergleich zur vorigen Reise sind wir direkt nach Osten geritten, und so war unsere Route ganz neu. In der ersten Hälfte ist der Weg recht schön und abwechslungsreich. Wir reiten durch die hügelige Gegend südlichen des Balaton-Sees, durch unendliche Weingärten, aber auch Wälder und Wiesen. Es gibt hier viele Reithöfe, wo wir ohne Schwierigkeiten Unterkunft finden. Da das Wetter angenehm warm und trocken ist, schlafen wir auch manchmal im Freien, auf unseren nagelneuen Hängematten. Wir lernen auch sehr nette Leute kennen, wie z.B. in Felsonana und Kisszallas.

Zwei große Flüsse stehen uns im Weg, die Donau und der Theiss. Den ersten haben wir in Dombori bei Kalocsa mit einer Fähre passiert, den zweiten in Szeged ( auch mit einer Fähre).

Die zweite Hälfte der Reise, von Dombori bis zur rumänischen Grenze, war - ehrlich gesagt - langweilig und anstrengend wegen der Hitze. Am 27. Juli sind wir an der ungarisch-rumänischen Grenze in Nadlac angekommen.

 Pferde im Nebel auf dem Padis-Plateau

3.Rumänien, Entdeckung einer lebendigen Bauernkultur

vom 27. Juli bis zum 25. August

Die Route: Wir reiten nach Arad, wo wir ein paar Tage Pause machen und unsere Pferde neu beschlagen. Dann reiten wir Richtung Nord-Osten: Nach zwei Tagen in der Ebene, zwischen unendlichen Maisfeldern, in der erstickenden Hitze ("caldura mare") sehen wir die ersten ersehnten Karpathenhöhen, das Codru- und das Apuseni-Gebirge. Wir steigen auf das frische und neblige Padis-Plateau, 1500 Höhenmeter, wo Hunderte von Kühen und Pferden frei weiden, und kommen dann wieder hinunter ins Tal des Flusses Somes Repede bei Bologa.

Wir reiten jetzt nach Norden, nach Maramures. Das ist eine bergige Region an der Grenze mit der Ukraine, die in ihrer Landschaft und Traditionen jahrhundertelang fast unberührt geblieben ist. Unsere Route geht durch Remetea Chiarolui, Surdesti, bekannt für seine alte Holzkirche, die Bergbauerstadt Cavnic, Budesti, Birsana, Poienile Izei, Botiza, Dragomiresti (diese Dörfer liegen im Iza-Tal), und am 17. August verlassen wir Maramures und kommen in die Bukowina, das eigentliche Ziel unserer Reise. Der einmalig schöne Prislop-Pass, 1400 m, trennt die zwei Regionen.

Die Bukowina erwartet uns mit ihren Wäldern, aber vor allem mit ihren bemalten Klöstern. Zu Pferd erreichen wir sie auf Waldpfaden oder Forststrassen, wo nur die Pferdewagen verkehren, die Baumstämme ins Tal tragen. Wir besuchen die Klöster Moldovita, Sucevita, Putna, Humor und Voronet, und vor diesem letzten, dem weltbekannten "blauen Kloster" endet am 25. August unsere Reise zu Pferd.

Unterkunft: im Gebirge mit Zelt, mit den Pferden auf der Weide; in den Dörfern in Privathäusern bei Leute, die wir auf der Straße nach einem "cazare" (Unterkunft) gefragt haben; in der Maramures und in der Bukowina oft bei diesen "Pensiune agrituristica" (Bauernhof mit Zimmern und Verpflegung), wo wir auch einen Stall und Heu für die Pferde fanden.

 Heuwagen

Wenn man zu Pferd durch Rumänien wandert, fühlt sich wirklich in Einklang mit dem lokalen Lebensrythmus: es herrscht nämlich ein reger Verkehr von Pferdewagen, die manchmal auch von Ochsen oder sogar von Büffeln gezogen werden. Die rumänischen Pferden tragen stolz auf dem Halfter große Quasten aus roter Wolle, die zum Verzierung und auch als Amulette gegen Pech dienen.

In den nördlichen Regionen, also Maramures und Bukowina, wo das Landleben seit Jahrzehnten gleich ist, begegnet man oft am Sonntag Bauern, die ihre typischen Trachten tragen. In der Zeit der Heuernte sieht man auf den Straßen lange Reihen von Heuwagen, Frauen und Männer auf den Feldern benutzen keine Maschinen, sondern mähen mit der Handsichel, und die Tiere sind die einzige, unentbehrliche Hilfe bei der harten Arbeit.

Gastfreundlich und kontaktfreudig sind die Rumänen, die wir kennen lernen und die uns helfen. Dank der Ähnlichkeit mir der italienischen Sprache, ist es ganz leicht, angenehme und interessante Gespräche mit ihnen zu führen. Schade nur, dass es in ihren kleinen Ställen oft keinen Platz für unsere vierbeinigen Reisegefährten gibt.

 Ich möchte es auch kosten...

Die Leute

Wenn man in Ländern ist, wo es keine Reithöfe gibt, ist man gezwungen, sich an die Bauern zu wenden, um eine Unterkunft für die Pferde zu finden. Mit gut bewährten Strategien beginnen wir also am Nachmittag Informationen zu sammeln: wo wir Heu, Getreide, einen Stall finden können.

In Rumänien ist es ganz einfach, einen guten Kontakt mit den Leuten zu haben, und uns Italienern sieht man mit großer Sympathie entgegen. Es ist immer aufregend, ein Haus zu betreten und Gast zu sein. Das gibt uns die Möglichkeit, ein Volk "von innen" kennen zu lernen und zu verstehen, was den "normalen" Touristen ganz selten passiert. Von den vielen Freunden möchten wir einige hier erwähnen: den Bahnwärter von Miresu Mares, Maramures.Er hatte keinen Stall für unsere Pferde aber er hat in einer halben Stunde seine Garage zu einem Pferdestall verwandelt! In der Zwischenzeit hat seine Frau Florica einen Super-Risotto für uns gekocht, während seine neunjährige Tochter Amelia Hafer bei den Nachbarn suchte. In Bucium haben wir bei dem Vize-Bürgermeister Nelu und seiner Frau Reghina übernachtet. Ein Polizist begleitet uns zu ihnen. Als wir ankommen, wird gerade ein Schwein geschlachtet! das ist ein großes Feier, bei dem wir natürlich eingeladen sind. Alle küssen und umarmen uns. In Prodanesti sieht uns ein Mädchen vorbeireiten und rennt uns mit dem Fahrrad nach, um uns kennen zu lernen: so werden wir bei ihrer Familie zu Gast. Bei ihr zu Hause sind im Moment nur Frauen, d.h. ihre Mutter und ihre Schwester mit einem kleinen Kind: ihr Vater, ihre Brüder und ihr Schwager arbeiten seit 2 Jahren in Israel und sind noch nicht heimgefahren.

Die Rückreise: jeden Tag eine Grenze…

Unsere Freunde Paolo und Massimo haben uns in Voroneţ am 25. August mit einem kleinen Pferdetransporter erreicht. So sind wir mit Terek und Diamantea auf der schnellsten Route nach Arad gefahren, und dann zum Grenzübergang in Nadlac, den wir am 27. August passiert haben. Am 28. August waren wir in Ungarn und am 29. endlich wieder zu Hause!